Artenförderung

Eichenwald
© SGNV

In der Schweiz kommen nur noch etwa 1400 bis 2200 Paare des Mittelspechts vor. Um die Art zu fördern, müssen die Eichenwälder vergrössert und ökologisch aufgewertet werden. 2008 wurde deshalb das nationale Artenförderungsprogramm Mittelspecht ins Leben gerufen. Koordiniert wird es vom Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und vom Bundesamt für Umwelt. An mehreren Orten wurden bereits Projekte gestartet.

In Bülach wird die Eiche schon seit den Fünfzigerjahren gefördert. Derzeit finden sich auf dem Boden der Gemeinde wieder über 200 Hektaren Eichenwald, was rund 280 Fussballfeldern bzw. 35 Prozent der Waldfläche entspricht.

Die Eichenwälder Bülachs werden auf folgende Weise gefördert und gepflegt:

Naturwaldreservate

Totholz
© SVS/BirdLife Schweiz

In Naturwaldreservaten kann sich die Natur frei entfalten. Es werden keine Bäume gefällt; das für die biologische Vielfalt sehr wichtige Totholz bleibt liegen- oder stehengelassen. Die Eichen vermehren sich durch Naturverjüngung. In Bülach sind heute rund 10 Prozent der Wälder als Naturwaldreservate ausgeschieden. Auf dem Themenweg Mittelspecht ist ein solches zu sehen.

Eichenhochwald

Eichenhochwald in der Region Bülach.
© SVS/BirdLife Schweiz

In diesem Wirtschaftswald wachsen neben Eichen auch andere Laub- und allenfalls Nadelbaumarten. Die Eichen können sich durch Naturverjüngung vermehren oder – wie im Bülacher Wald – dank Pflanzungen. Wichtig ist eine genügend hohe Dichte an mindestens 100 Jahre alten Eichen und genügend Totholz. Sogenannte Biotopbäume (alte, ökologisch wertvolle Bäume) und Totholz-Inseln sollten in genügendem Ausmass vorhanden sein. Diese Bewirtschaftungsform ist im Bülacher Wald am häufigsten.

Mittelwald

Der Mittelwald
© Stefan Bachmann

Der Mittelwald ist eine alte Bewirtschaftungsform und wird heute zur Erhaltung des Kulturguts und der Biodiversität wieder gefördert. Für den Mittelspecht ist diese Bewirtschaftungsform sehr wertvoll. Im Mittelwald wachsen Eichen bis zu einem Alter von rund 150 Jahren. Die stattlichen Bäume bilden mit ihren ausladenden, gut besonnten Kronen die «Überhälter-Schicht». Darunter wächst eine zweite Schicht aus schnellwüchsigeren Bäumen wie etwa Hagebuchen, die schon nach rund 30 Jahren gefällt werden. Dieses Holz aus der sogenannten «Hauschicht» wird vor allem als Brennholz genutzt.

Entscheidend ist für den Mittelspecht, dass nicht alle hiebreifen Eichen gleichzeitig gefällt werden, sondern dass sie stufenweise ersetzt werden. Dies bedingt, dass regelmässig junge Eichen gepflanzt werden. Zudem sollten einige Eichen bis zu ihrem natürlichen Tod stehen gelassen werden. In Bülach spielt diese Bewirtschaftungsform heute nur noch eine geringe Rolle.

Um das Verständnis für den wertvollen Bülacher Eichenwald in der Bevölkerung zu fördern, werden zudem von der Stadt Bülach die verschiedensten Massnahmen getroffen. So organisiert die Stadt Orientierungen, Waldführungen, Arbeitseinsätze und Umwelttage. Ein erfolgreiches Beispiel ist auch das Experiment Waldschule. Es wurde 1991 zum ersten Mal durchgeführt und hat mittlerweile Eingang im Lehrprogramm gefunden. In dessen Rahmen pflanzt jedes Kind in seiner Schulzeit einmal eine Eiche.

Die Stadt Bülach hat für ihr Engagement für den Eichenwald den Förderpreis Eiche 2200 von proQuercus und für die vielseitigen anderen Leistungen im Grün- und Umweltbereich den Binding Waldpreis erhalten.