Der Mittelspecht
Der Mittelspecht (Dendrocopos medius) ist auf alte Bäume mit grober Rinde angewiesen, auf denen er das ganze Jahr über seine Hauptnahrung, Insekten und Spinnentiere, findet. Zudem benötigt er abgestorbene stehende Bäume oder dicke tote Äste, um seine Höhlen zu bauen. Beides stand ihm früher in Auen- und Buchenurwäldern grossflächig zur Verfügung. Heute, wo die meisten Urwälder verschwunden sind, bieten ihm nur noch Eichenwälder mit viel Totholz einen Lebensraum.
Der Mittelspecht ist nah verwandt mit dem Bunt- und dem Kleinspecht. Er ist vor allem an der roten Kappe erkennbar und kann am ehesten mit dem jungen Buntspecht verwechselt werden. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen nur durch eine etwas weniger intensiv gefärbte rote Kappe.
Neben Insekten und Spinnentieren frisst der Mittelspecht manchmal auch Beeren (zum Beispiel von Efeu) oder Früchte. Im Frühling ringelt er Bäume mit feiner Rinde wie junge Linden oder Ahorne: Er schlägt feine Löcher in die Borke und nimmt den austretenden Baumsaft auf.
Sein Nest legt der Mittelspecht in einer selber gezimmerten Baumhöhle an. Das Weibchen legt 4 bis 7 Eier, aus denen nach rund zwei Wochen die Küken schlüpfen. Nach einer weiteren Nestlingszeit von drei Wochen fliegen die Jungen im Juni aus.
Der Mittelspecht baut aber nicht nur Brut-, sondern auch mehrere Schlafhöhlen, in denen er abwechselnd die Nächte verbringt. Sie sind in einem Streifgebiet verteilt, das im Herbst und Winter bis zu 30 oder mehr Hektaren gross sein kann. Das eigentliche Brutrevier, das der Specht ab etwa Februar energisch gegen Konkurrenten verteidigt, ist rund 7 bis 10 Hektaren gross.
Der Mittelspecht gilt gemäss der Roten Liste als «potenziell gefährdet». Er ist eine von 50 Vogelarten, für die ein Artenförderungsprogramm nötig ist (siehe Artenförderung).